Der Fischländer Kurwald

Lage und Charakteristik des Kurwaldes:

Der Fischländer Kurwald - Lage des Kurwaldes 

Quelle: openstreetmap.org

Adresse: ab Parkstraße 22 oder ab Strandstraße 33a, 18347 Wustrow

Link zur Google-Navigation: https://maps.app.goo.gl/rXeh4rokyUyKwGE37

Google Pluscode: 89XQ+WH Wustrow

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Parkmöglichkeit bei Anreise mit Pkw: Parkplatz am Hafen 

Der Kurwald befindet sich nicht weit vom Ostseestrand von Ostseebad Wustrow, direkt zwischen dem Ort und dem Deich. Diese Lage ist entscheidend für das besondere Klima, welches dort herrscht. Es handelt sich um einen ca. 2,5 Hektar großen, dicht bewachsenen Laubmischwald, der hauptsächlich aus Spitz- und Bergahorn mit einem kleinen Bestand an Stieleichen besteht. Die Nähe zur Ostsee sorgt für ein mildes Reizklima mit wechselnder bioklimatischer Intensität und einer hohen durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit. Diese Faktoren tragen zur gesundheitsfördernden Wirkung des Waldes bei.

Es gibt zwei "Haupteingänge". Einer befindet sich am Ende der Parkstraße und der andere Eingang in der Strandstraße gleich links beim ersten Deich. Darüber hinaus gelangt man ebenfalls über die Straße "Am Park" in den Fischländer Kurwald. Hier ist man jedoch gleich in der Mitte drin. 

An beiden Eingängen stehen Orientierungstafeln mit einem Lageplan. 

Der Fischländer Kurwald - Parkeingang Strandstraße Der Fischländer Kurwald - Infotafel 

Im Innenbereich des Kurparks befindet sich der Fischländer Sagenpfad. Hier trifft man auf mehrere Klabautermänner aus Holz, welche jeweils für eine Sage stehen. Über einen QR-Code kann die jeweilige Sage aus dem Internet abgerufen werden. 

Der Fischländer Kurwald - QR-Code

Begriffserklärung Klabautermann:  

Der Klabautermann ist eine sagenhafte Figur aus dem seemännischen Aberglauben und wird als Schutzgeist oder Kobold eines Schiffes beschrieben. Er stammt aus der Tradition der Segelschifffahrt und ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Der Name leitet sich vermutlich vom niederdeutschen „klabastern“ (poltern, lärmen) oder „kalfatern“ (abdichten) ab.

Eigenschaften und Aufgaben des Klabautermanns:
- Schutzgeist: Der Klabautermann gilt als guter Geist, der das Schiff und seine Besatzung schützt. Er hilft beim Bau des Schiffes, insbesondere beim Abdichten des Decks, und warnt durch Klopfen an der Bordwand vor Schäden.
- Schabernack: Neben seiner Hilfsbereitschaft treibt er gerne Scherze, vor allem nachts, und sorgt für allerlei Lärm an Bord.
- Warnzeichen: Wenn er sichtbar wird, deutet dies oft auf eine drohende Katastrophe wie den Untergang des Schiffes hin.

Aussehen des Klabautermanns:
Der Klabautermann wird unterschiedlich beschrieben: Meist als kleiner, koboldartiger Matrose mit roten Haaren, grünlichen Zähnen und einem Hammer. Er trägt oft einen wetterfesten Mantel und Gummistiefel. Manche Darstellungen zeigen ihn mit einer Pfeife oder einer Seekiste.

Bedeutung des Klabautermanns in der Seefahrt:
Seeleute glaubten, dass der Klabautermann das Schiff nie verlässt, außer es droht zu sinken. Um ihn fernzuhalten oder zu besänftigen, wurde oft ein Huhn an Bord gehalten, da er angeblich Hühner fürchtet.

Und hier die einzelnen Sagenfiguren des Klabautermanns: 

Die Sage vom Slawengott Swantewit:

Der Fischländer Kurwald - Klabautermann Swantewit

In seiner Hand hält der Klabautermann den symbolisierten Kopf des Slawengottes Swantewit. Dieser hat eine besondere Bedeutung für Wustrow. Der Gott hatte vier Gesichter. Eine Stehle aus Sandstein, welche dies symbolisiert, findet man direkt vorn an der Wustrower Seebrücke. Wofür die vier Gesichter genau stehen, ist nicht vollständig geklärt. Hier fünf Möglichkeiten:

  • Die vier Himmelsrichtungen
  • Die vier Elemente
  • Die vier Jahreszeiten
  • Die vier Lebensalter
  • Die göttliche Allwissenheit

Der Fischländer Kurwald - Slavengott Swantewit mit vier Gesichtern

Swantewit hatte gleich mehrere Aufgaben. So war er der Gott des Krieges und des Sieges. Ich hoffe, dass er in dieser Funktion auch über den Park wacht, damit nichts beschädigt wird. Zudem war er der Gott der Fruchtbarkeit und der Ernte. Auch war er als Orakel gefragt und hatte eine Schutzfunktion. 

Wovon handeln die Sagen? 

Der Riese und der Schimmel: Ein Riese soll mit Hilfe eines Schimmels, also einem weißen Pferd, den gesamten Berg, auf dem sich die heutige Kirche befindet, in einer Nacht zusammengetragen haben.

Vertiefung in der Wiese: Es wird auch erzählt, dass die Vertiefung in der Wiesenfläche daneben landeinwärts, die Stelle ist, aus der der Riese die Erde für den Berg genommen haben soll.

Verbindung zu Swantewit: Dieser Riese mit dem Schimmel wird als niemand anderes als der wendische Gott Swantewit interpretiert. Die Sage wird als eine volkstümliche Erinnerung an die frühere Verehrung des Gottes in der Region angesehen.

Saxo Grammaticus: Die Sage stimmt mit Berichten des Saxo Grammaticus über die Rüganer überein, die ebenfalls ein besonderes weißes Pferd hatten, das mit ihrer Gottheit in Verbindung stand.

Heilige Insel: Es wird vermutet, dass der Name Swante-Wustrow (heilige Insel) ursprünglich auf diesen von moorigen Wiesen umgebenen Burgwall bezogen war und sich später auf das gesamte Ländchen übertrug. Der Burgwall, auf dem die jetzige Kirche steht, wird als ein künstlich aufgetragener, großer und hoher Wall beschrieben.

Die Sage von Störtebeker: 

Der Fischländer Kurwald - Klabautermann der für Störtebeker steht

Der legendäre Pirat Klaus Störtebeker und das heutige Ostseebad Wustrow (ehemals Swante Wustrow) sind durch die bewegte Geschichte der Ostseeküste miteinander verbunden. Wenn wir dabei den Permin und den Ribnitzer Hafen betrachten, ergibt sich ein faszinierendes Bild mittelalterlicher Seefahrt und Piraterie. 

Der Fischländer Kurwald - Klaus Störtebeker

Historischer Hintergrund

  • Klaus Störtebeker und die Vitalienbrüder

    • Im späten 14. Jahrhundert war Störtebeker Anführer der Vitalienbrüder, einer Gruppe von Seeräubern und ehemaligen Kaperfahrern.
    • Sie operierten hauptsächlich in der Ostsee und griffen Handelsschiffe an, was die Handelsmächte der Hanse bedrängte.
  • Swante Wustrow

    • Der Name bedeutet auf Altslawisch "Heilige Insel" und bezeichnete die Landzunge, die heute als Wustrow bekannt ist.
    • Strategisch gelegen zwischen Ostsee und Saaler Bodden, war es ein wichtiger Punkt für Seefahrer. 

Die Verbindung über den Permin

  • Der Permin
    • Eine historische Meerenge, die Fischland (mit Wustrow) vom Festland trennte.
    • Damals ein schiffbarer Kanal, der die Ostsee mit dem Saaler Bodden verband.
    • Für Piraten attraktiv, da er als versteckte Passage diente, um sich der Verfolgung zu entziehen oder überraschende Angriffe zu starten.
  • Störtebekers Nutzung des Permins
    • Legenden besagen, dass Störtebeker den Permin kannte und nutzte.
    • Die engen Gewässer und die schwierige Navigation machten es ideal für Überraschungsmomente.
    • Mögliche Verstecke in den Boddengewässern und hinter Wustrow. 

Der Ribnitzer Hafen

  • Wirtschaftliche Bedeutung
    • Ribnitz war im Mittelalter ein wichtiger Handelsort mit einem Hafen am Saaler Bodden.
    • Diente als Umschlagplatz für Salz, Fisch und andere Handelsgüter.
  • Piraterie und Handel
    • Piraten wie Störtebeker könnten versucht haben, Handelsschiffe auf dem Weg nach Ribnitz zu überfallen.
    • Lokale Unterstützung oder Feindschaft: Manche Küstenbewohner unterstützten Piraten, andere litten unter ihnen. 

Grafische Darstellung

Ostsee
   |
[Permin Passage] ← Geheimweg
   |
Saaler Bodden
   |
Ribnitzer Hafen

Metapher: Stell Dir den Permin als eine geheime Abkürzung vor, die nur Eingeweihte kannten – ähnlich wie eine versteckte Gasse in einer Stadt, die direkt zum Marktplatz (Ribnitz) führt.

Historische Interpretationen

  • Fehlende Dokumentation

    • Direkte Beweise für Störtebekers Aktivitäten in Wustrow sind rar.
    • Vieles basiert auf mündlichen Überlieferungen und regionalen Legenden.
  • Strategische Vorteile

    • Die enge Passage des Permins bot taktische Vorteile für schnelle Schiffe.
    • Wustrows Lage ermöglichte die Kontrolle über wichtige Seewege.
  • Lokale Legenden

    • Geschichten über vergrabene Schätze und geheime Verstecke rund um Wustrow halten sich bis heute.
    • Ortsnamen und Sehenswürdigkeiten erinnern an die Zeit der Piraten.

Das Ende von Störtebeker und von Swante Wustrow als Insel:

Das Ende von Klaus Störtebeker ist von Legenden umrankt, aber einige historische Fakten lassen sich festhalten:
Klaus Störtebeker wurde am 22. April 1401 auf seinem Schiff "Toller Hund" vor Helgoland von hamburgischen Friedeschiffen unter der Führung von Nikolaus Schocke und Hermann Lange gefangen genommen. Die Gefangennahme gelang, nachdem Störtebekers Schiff manövrierunfähig gemacht wurde - entweder durch einen Verräter, der flüssiges Blei ins Ruder goss, oder durch die Zerstörung des Hauptmastes durch Geschosse der "Bunten Kuh".
Die Hinrichtung erfolgte am 21. Oktober 1401 auf dem Grasbrook bei Hamburg. Störtebeker wurde zusammen mit 72 seiner Gefährten, darunter sein Steuermann Humbert Grobherz, vom Scharfrichter Rosenfeld aus Buxtehude enthauptet.

Die Verbrennung der angeblichen Wustrower Hexe Tilsche Schwellwegen

 Der Fischländer Kurwald - Klabautermann für die Sage um die Hexe Tilsche Schellwegen

Der Klabautermann steht vor dem Haus, an dem die angebliche Hexe Tilsche Schellwegen gelebt haben soll. Dieses befindet sich in der Ernst-Thälmann-Straße und wurde gerade liebevoll restauriert. 

Die historischen Quellen geben Einblicke in die Geschichte der Hexenverfolgung in Wustrow, insbesondere in den Fall der Tilsche Schellwegen. Hier sind die wichtigsten Punkte:
• Hexenprozesse: In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es in der Region immer wieder zu Hexenprozessen, bei denen unschuldige Frauen verbrannt wurden.
• Tilsche Schellwegen: Eine Frau namens Tilsche Schellwegen aus Wustrow wurde als Hexe angeklagt und verbrannt.
◦ Denunziation: Der Küster Johann Hermann Holste denunzierte Tilsche Schellwegen im Jahr 1663.
◦ Vorwürfe: Ihr wurden Zauberei und die Verbindung mit bösen Mächten vorgeworfen.
◦ Prozess: Sie wurde in Ribnitz gefangen genommen, gefoltert und gestand schließlich unter der Folter.
◦ Hinrichtung: Tilsche Schellwegen wurde am 17. Mai 1664 in Güstrow verbrannt. Es gibt jedoch eine mündliche Überlieferung, dass die Hinrichtung in Wustrow stattfand.
• Küster Johann Hermann Holste: Er war Weber und Schulmeister in Wustrow, und hatte Tilsche denunziert, nachdem sie ihn zuvor beim Amt angezeigt hatte.
• Zeugenaussagen: Zeugen beschuldigten Tilsche, Krankheiten und Tod von Menschen und Tieren verursacht zu haben.
• Folter: Um ein Geständnis zu erzwingen, wurde Tilsche gefoltert. Sie wurde mit Daumenschrauben, Beinschienen und der Reckleiter gequält.
• Geständnis: Unter der Folter gestand sie, mit dem Teufel im Bunde zu sein und Schaden angerichtet zu haben. Sie nannte auch andere Frauen, die sie bei nächtlichen Festen gesehen hatte.
• Volksglaube: Im Volksmund hielt sich die Vorstellung, dass Tilsche in Wustrow verbrannt wurde, und noch im 19. Jahrhundert wurde der Platz ihrer Hinrichtung gezeigt.
• Hexen als Tiergestalten: Es gab auch den Glauben, dass Hexen Tiergestalten annehmen konnten. Eine Hexe soll sich in einen Fuchs verwandelt und das Vieh ihres Nachbarn verzaubert haben. Eine andere Sage berichtet von einer Hexe in Gestalt eines Werwolfs.
• Romanvorlage: Der Schriftsteller Ottomar Enking verarbeitete den Fall der Tilsche Schellwegen in seinem Roman "Tilsche Schellwegen - die Hexe vom Fischland" (1936).
Ebenso der Schriftsteller Rudi Czerwenka mit seinem Buch: "Die Hexe vom Fischland: Leben und Leiden der Tilsche Schellweggen"

 

Der Fischländer Kurwald - Hexenverbrennung

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Geschichte der Tilsche Schellwegen ein tragisches Beispiel für die Hexenverfolgung in Wustrow ist. Der Fall zeigt den Aberglauben, die Brutalität der Prozesse und die tiefgreifende Angst vor Hexen in der damaligen Zeit. Die mündliche Überlieferung und der Roman von Enking halten die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Wustrower Geschichte wach. 

Hier einige Fotos vom Fischländer Kurwald:

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Der Fischländer Kurwald: Ein vielfältiges Ökosystem

Der Fischländer Kurwald ist ein naturnaher Wald, der eine bemerkenswerte Vielfalt an Baumarten beherbergt. Spitz- und Bergahorn bilden den Hauptteil des Baumbestandes, während die Stieleiche einen geringeren Anteil ausmacht.

Vereinzelt sind auch Eschen, Buchen, Birken, Weiden, Erlen, Linden und Ulmen zu finden, was die Vielfalt des Waldes unterstreicht. Besonders auffällig ist die Verjüngung des Waldes durch den Ahorn, der einen erheblichen Teil der Fläche dominiert.

Auch die Kraut- und Strauchschicht des Waldes ist artenreich. Neben dem dominierenden Ahorn findet man hier eine Vielzahl von Pflanzen, darunter:

  • Giersch
  • Efeu
  • Große Brennnessel
  • Scharbockskraut
  • Taubnessel
  • Wiesenkerbel
  • Glockenblume
  • Gewöhnliche Vogelmiere
  • Hainrispengras
  • Kletten-Labkraut
  • Schwarzer Holunder
  • Schneebeere
  • Schneeglöckchen

Während der Umgestaltung zum Kurpark wurden 2024 umfangreiche Bestände von Eiben gepflanzt. 

Der Fischländer Kurwald -

Die dichte Struktur der Eibe bietet Vögeln und Kleinsäugetieren Schutz, Nistplätze und Rückzugsorte, insbesondere im Winter.
Nahrung: Die roten Beeren der weiblichen Eiben dienen vielen Vogelarten wie Amseln, Drosseln und Kleibern als Nahrung. Obwohl die Samen giftig sind, können Vögel sie unbeschadet ausscheiden und so zur Verbreitung der Pflanze beitragen.
Insektenfreundlich: Die Blüten der Eibe bieten Bienen und Schmetterlingen im Frühjahr Nahrung.

Diese vielfältige Zusammensetzung von Baum- und Krautarten macht den Fischländer-Kurwald zu einem wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tierarten und unterstreicht seine Bedeutung für den Naturschutz.

Wird noch fortgesetzt und um aktuelle Frühlings- und Sommerbilder ergänzt.  

Geschichte des Fischländer-Kurwaldes:

Früher (vor 2024) hieß der Fischländer Kurwald einfach nur Park. 

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