ehemalige Feldsteinkirche in Ostseebad Wustrow
ehemalige Feldsteinkirche in Ostseebad Wustrow

Geschichte der Fischländer Kirche in Ostseebad Wustrow:

Der Sage nach hat der Slawengott Svantovit (Swantewit) den Kirchhügel in nur einer Nacht mit den Hufen seines Schimmels aufgeworfen. Svantovit war ein Gott der Ranen. Dies war ein westslawisches Volks auf der Insel Rügen und dem umliegenden Festland. Danach baute er dort sein Heiligtum und verteidigte dieses gegen seine Feinde. Der Gott Svantovit war der Kriegsgott der Slawen und hatte vier Gesichter, welche alle in eine bestimmte Himmelsrichtung schauen. An der Seebrücke zu Wustrow findest Du eine Skulptur aus Stein von Svantovit. In der Regel waren die Abbildungen jedoch aus Holz, sodass von Ihnen heute nichts mehr übrig ist. 

Slavengott Svantovit

Die älteste Kirche in Wustrow wurde wahrscheinlich kurz nach 1167 erbaut. Der Bischof Berno von Schwerin befahl, dass anstelle heidnischer Tempel christliche Kirchen gebaut werden sollten, darunter auch die Kirche in Wustrow. Die Kirche wurde auf dem Gelände der wendischen Tempelburg erbaut.

Auf dem Hügel wurde im 14. Jahrhundert auf Veranlassung des Klarissenklosters in Ribnitz neu gebaut und eine dreischiffige Kirche (mit erhöhtem Mittelschiff) im gotischen Stil errichtet und 1385 dem Pilgerpatron Jodokus geweiht. 

Alte Feldsteinkirche

Im Jahr 1577 veranlasste Prinzessin Ursula eine Kirchenvisitation in Wustrow. Es ist möglich, dass ein im selben Jahr stattfindender Wechsel des Predigers eine Folge der Visitation war.

Im Jahr 1599 wurde eine Inventur des Klosters durchgeführt, in der drei Glocken im Kirchturm erwähnt werden.

Im Jahr 1661 schenkte der Küster Johannes Hermann Holsat der Kirche das erste Kirchenbuch. Das Buch enthält Gemeindeereignisse ab dem Jahr 1651.

Im Jahr 1669 wurde das Land Swante-Wustrow dem Domanium übergeben. In dem Vertrag zwischen dem Fürsten und den Landständen wurden die Pfarreinkünfte in Wustrow ausdrücklich sichergestellt.

Im 18. Jahrhundert wurden einige bauliche Veränderungen an der Kirche vorgenommen. Unter anderem wurden die Glocken im Kirchturm durch neue Glocken ersetzt. Im Jahr 1717 wurde die kleinste Glocke von Johann Heinrich Schmidt in Saal umgegossen. Im Jahr 1771 wurde eine weitere Glocke von J. V. Schultz in Rostock umgegossen.

Mit der Zeit wurde aber die alte Feldsteinkirche zu baufällig und wurde schließlich 1869 abgetragen. Die Bauherren und Forscher waren sehr neugierig, ob sich darunter noch Reste des slawischen Tempels befinden könnten. Leider fand man dort nichts. Man stellte aber fest, dass der Kirchberg nicht natürlichen Ursprungs ist, sondern künstlich aufgeschüttet wurde. Die Beschaffenheit ist so, dass auch eine natürliche Aufschüttung durch Wind nicht infrage kommt. Der Sand muss auch von weiter her stammen, da er nicht mit dem eher morastigen Untergrund der Umgebung zusammen passt. 

Nach einem Entwurf von dem Architekten Theodor Krüger (Kirche Warnemünde, Paulskirche Schwerin, Kirche in Barnim, Klosterkirche Dobbertin und viele andere), wurde die neue Kirche bereits am 14. September 1873 neu eingeweiht. Von der alten Kirche wurde nicht viel übernommen. Bis heute übrig geblieben ist eigentlich wohl nur das große alte gotische Taufbecken (Tauffünte) aus Kalksandstein. Früher hatte dieses anscheinend noch einen eisernen oder kupfernen Deckel. Dieser ist jedoch nicht mehr vorhanden. Für heutige Verhältnisse der das Taufbecken sehr groß, jedoch war es im Mittelalter durchaus üblich, die Kinder dreimal unterzutauchen. 

Sie wurde im neugotischen Stil aus Backsteinen errichtet. Der Grundriss ist kreuzförmig. Die Kirche besitzt einen Turm mit einem Umgang in 18 m Höhe. Von dort aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf Wustrow, den Bodden und die Ostsee. Zu früherer Zeit wurde der Kirchturm von angehenden Seeleuten zur Navigationsausbildung verwendet. Aber auch Schiffe, die auf der Ostsee und dem Bodden fuhren, orientierten sich am weit hin sichtbaren Turm. Oben befindet sich eine Turmuhr mit römischen Ziffern, welche in Richtung Dorf zeigt. Zur jeder halben und vollen Stunde ertönt ein Glockenschlag von einer extra Glocke, welche eine mittelalterliche Gerichtsglocke ist und erst 1977 angebracht wurde.

Im Turm gibt es drei Glocken. Diese sind aus dem Jahre 1957 und wurden von Schilling bei Apolda als Stahlguss hergestellt. Alle alten Glocken wurden in der Zeit des ersten und des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. Mittlerweile klingen diese nicht mehr so gut, sodass sie in naher Zukunft durch neue ersetzt werden sollen. 

Um die Kirche herum befand sich bis zum Jahre 1832 der Friedhof, welche aber seit dieser Zeit nicht mehr genutzt und durch einen neuen großen Friedhof in der Nähe der Mühlen ersetzt wurde. Ich persönlich kann mich noch erinnern, dass in den 70-ziger Jahren rund um die Kirche noch Gräber aus dieser Zeit erhalten waren.  

Die Geschichte der Fischländer Kirche chronologisch

von bis  Ereignis
     Aufschüttung eines Walls und Bau eines Tempels zu Ehren vom Slavengott Svantovit
 1166  1190  Errichtung einer Kirche aus Holz
 1385    Aufbau einer Feldsteinkirche
 1549    Mecklenburg wird evangelisch (Beschluss des Landtages)
 1621    Küster Holsat legt das erste Kirchenbuch an
 1832    Einweihung eines neuen Friedhofs, Feld um die Kirche wird nicht mehr genutzt
 1859    Friedhof bekommt eine Mauer
 1869    Abriss der alten Feldsteinkirche
 14.09.1873    Einweihung der neuen Backsteinkirche in der heutigen Form
 1883    kleine Glocke wird wegen Riß in Wismar umgegossen
 1895    eine neue Kirchenuhr wird eingebaut (die alte war noch aus der Feldsteinkirche)
 1900    Bunt gestaltetes Fenster auf der Südseite mit Christuskopf wird eingebaut
 1906    Große Glocke wird umgegossen
 1917    zwei Glocken werden zu Kriegszwecken eingeschmolzen
 1928    zwei neue Glocken werden durch das Ehepaar Bernhardt gestiftet
 19??    Alle drei Glocken werden im 2. Weltkrieg eingeschmolzen
 1957    Neue Glocken werden durch Spenden finanziert und angefertigt 
 1970    Einbau einer neuen Orgel, gebaut von der Firma Jehmlich in Dresden
 1977    Einbau einer Gerichtsglocke als Stundenglocke
 1987    Durch Abtrennung unter der Südempore wird eine beheizbare Winterkirche geschaffen
 2005    Buntes Fenster auf der Südseite wird nach jahrelanger Auslagerung wieder eingebaut
 2016    Behindertengerechte Zufahrt, Weg um die Kirche und Zugang in die Kirche
 2021   drei völlig neue Glocken werden geweiht

 

 Liste aller Pastoren in Ostseebad Wustrow:

 

 

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