Muscheln am Ostseestrand vor Ostseebad Wustrow auf dem Fischland

Gerade nach Stürmen kann man manchmal unzählige Muscheln am Ostseestrand und speziell am Strand von Wustrow finden. Aber auch an normalen Tagen werden immer wieder Muscheln an Strand gespült. Sie dienen hauptsächlich den Seevögeln als Nahrungsquelle, vor allem dann, wenn sie nicht gerade Fischbrötchen von den Touristen stibitzen können. 😉

Die Muschel besteht meist aus zwei Kalkschalen. In ihnen verborgen sitzt das Muscheltier. Dieses haftet sich z. B. an Steine, Buhnen oder verankert sich im Sand und öffnet dort ein wenig ihre Schalen, um Algen usw. aufnehmen zu können. manche Arten graben sich ein und versorgen sich über Siphonen. Das sind schlauchförmige Mantelfortsätze, ähnlich einem Schnorchel, über die sich die Muscheln mit Nahrung und Atemwasser versorgen.
Starke Stürme könne sie aus ihrer Verankerung reißen und schließlich werden sie ans Ufer gespült. Für Vögel wie Möwen sind sie ein Leckerbissen und so findet man meist nur die leeren Schalen am Ufer. Muscheln gehören zu den Wirbellosen Tieren. Auch von Menschen werden sie gegessen. Im Ostseeraum vorwiegend die Miesmuschel und die Sandklaffmuschel. Eine andere Verwendungsmöglichkeit ist die Verarbeitung zu Schmuck. 

Im Meer erfüllen Muscheln eine sehr wichtige Funktion - sie filtern das Wasser. Eine Miesmuschel schafft bis zu 20 Liter Wasser am Tag zu filtern. Viele Schadstoffe werden dabei entschärft. Einige, z. B. Schwermetalle oder auch Dioxin, können sich aber in den Muscheln anreichern. Vom Verzehr solcher belasteten Muscheln ist daher abzuraten.

Es gibt in der Ostsee auch eine Muschel, welche eher schädlich ist - die Bormuschel.  

Welche Arten von Muscheln sind in der Ostsee vor Wustrow am häufigsten zu finden:

Sandklaffmuschel (Mya arenaria):

Ostsee Sandklaffmuschel - Muschel von oben

Vor Wustrow so etwa bis 8 cm lang. Meist weiß bis leicht gelblich. 

Diese Muschel wurde höchstwahrscheinlich von den Wikingern aus Amerika in die Nord- und Ostsee eingeschleppt und ist die größte Muschel auf dem Fischland. Wenn sie noch jung ist, kann sie sich am Meeresboden selbständig fortbewegen. Später gräbt sie sich bis zu 30 Zentimeter ein und verliert dann die Fähigkeit der Fortbewegung. Stattdessen entwickelt sie ein röhrenartigen Sipho, mit dem die Muschel Nahrung aus dem vorbeiströmenden Wasser herausfiltern kann. 

Die jetzige Ostsee wurde nach ihr benannt und heißt derzeit wissenschaftlich "Mya Meer" (Sandklaffmuschelmeer). Vorher hieß sie Limnea Meer (Brackwasserschneckenmeer) und Littorina Meer (Strandschneckenmeer) usw. 

Die Sandklaffmuschel ist besonders nach starken Stürmen in großer Anzahl vor Wustrow am Strand zu finden. Bei normalen Winden findet man sie eher selten. Das liegt daran, dass sie weiter draußen im Meer eingegraben sind. Der Sturm muss dann schon stark sein, um die Muscheln tief im Wasser aus ihrer Verankerung zu reißen. Dann liegt sie dann dafür aber oft in großen Mengen am Strand und machen den Spaziergang zu einem echten Erlebnis. Die Schalen sind hier auf dem Fischland meist reinweiß und die Muschel ist recht groß. Wenn man mit dem Fuß darauf tritt, dann zerplatzen sie mit einem recht lauten Knack-Geräusch.  Für die Möwen sind sie ein gefundenes Fressen. Da die Schalen leicht geöffnet sind (daher der Name Sandklaffmuschel), haben diese es leichter an das Fleisch der Muschel zu kommen. Daher sitzen die Möwen dann auch in Scharen am Ufer an den Muscheln. Diese sollte man den Möwen dann auch überlassen und nicht verscheuchen. 

Gegessen werden diese Muscheln bei uns nicht. Allerdings in den Vereinigten Staaten von Amerika hingegen schon. 

Ostsee Sandklaffmuschel - zwei Sandklaffmuscheln von oben Ostsee Sandklaffmuschel - zwei Sandklaffmuscheln von innen, rechts unten ein kleiner Bernstein Ostsee Sandklaffmuschel - Sandklaffmuschel Draufsicht Ostsee Sandklaffmuschel - Ansicht des Inneren

Ostsee Sandklaffmuschel - große Mengen Muscheln nach einem Sturm am Ufer

Massenhaftes Auftreten der Sandklaffmuschel am Strand vor Wustrow nach einem großen Sturm Weihnachten 2013.

Ostsee Sandklaffmuschel - großes MuschelfeldOstsee Sandklaffmuschel - tausende Muscheln zusammenOstsee Sandklaffmuschel - leere Muscheln


Gemeine Miesmuschel (Mytilus edulis):

Die Miesmuschel wird auf dem Fischland etwa bis 6 cm groß. 

Miesmuscheln gibt es in großer Anzahl an Buhnen oder Steinen bis in eine Tiefe von 130 Metern. Man erkennt sie schnell an der länglichen Form und der schwarzen oder braunen und silbernen Farbe.  Sie heftet sich massenhaft an Buhnen, Steine, Metall und filtern die Nahrung aus der Strömung. Bei starken Stürmen werden sie abgerissen und liegen dann in Massen am Strand und zur Freude der Möwen. 

Miesmuscheln werden auch in unseren Breiten gegessen. In der Regel aber eher an der Nordsee, wo sie durch den höheren Salzgehalt größer werden.  

Miesmuscheln an der Ostsee - mehrere Miesmuscheln im Sand Miesmuscheln an der Ostsee - zwei geschlossene Miesmuscheln Miesmuscheln an der Ostsee - einzelne geschlossene Miesmuschel von der Seite Miesmuscheln an der Ostsee - geöffnete Miesmuschel


Gemeine oder Essbare Herzmuschel (Cerastoderma edule)

Herzmuscheln an der Ostsee - zwei einzelne Herzmuschelschalen

Diese Muscheln sind an der Ostsee sehr klein, jedoch aufgrund Ihrer Form eines kleinen Herzen bei den Sammlern äußerst beliebt. Zudem sind sie recht fest und gehen bei einer Verarbeitung nicht ganz so schnell kaputt. 

Sie lebt im Sand in einer max. Tiefe von 10 Metern. Dort gräbt sie sich an der Oberfläche so etwa bis 5 cm ein und wartet auf Nahrung. 

Herzmuscheln werden gegessen, wobei diese auf dem Fischland dafür zu klein sind. 

Herzmuscheln an der Ostsee - große Mengen von Herzmuscheln nach einem Sturm Herzmuscheln an der Ostsee - Herz- und andere Muscheln am Ufer Herzmuscheln an der Ostsee - einige Herzmuschelschalen  Herzmuscheln an der Ostsee - zwei zusammenhängende Herzmuschelschalen von oben Herzmuscheln an der Ostsee - zwei zusammenhängende Herzmuschelschalen von unten


Baltische Plattmuschel (Limecola balthica)

 Baltische Plattmuschel

Die Baltische Plattmuschel ist im Gegensatz für Sandklaffmuschel sehr unscheinbar und meist nicht so einfach zu finden. Sie wird  in der Ostsee bis zu 3 cm groß und kommt in Wassertiefen von bis zu 200 Metern vor. Neben der Bezeichnung Baltische Plattmuschel wird sie auch Rote Bohne, bzw. Baltische-, Nordische Tellmuschel genannt. 

Sie gräbt sich gewöhnlicherweise 4-10 cm in den sandigen Meeresboden ein und hat zur Nahrungsaufnahme auch einen Einströmsipho. 

Die Farben der Muscheln variieren von weiß, über rot bis hin zu gelb. Deshalb auch der Name "Rote Bohne". Man findet sie vorwiegend mit intakten Schalendoppelhälften. 


Schiffsbohrmuschel, Holzbohrmuschel, Schiffsbohrwürmer (Teredinidae)

Schiffsbohrwurm

Die Schiffsbohrmuschel hat eigentlich in der Ostsee nichts zu suchen und wurde erst in den letzten Jahren eingeschleppt. Normalerweise sollte sie im Winter bei kalten Wassertemperaturen absterben, so die Voraussagen. Kommt die Schiffsbohrmuschel doch eigentlich in den warmen Gewässern vor. Dort verursachte sie zu Zeiten der Segelschifffahrt Angst und Schrecken. Wurde ein Holzsegelschiff von der Schiffsbohrmuschel befallen, war es verloren, wenn es nicht schnell einen rettenden Hafen und Weft erreichen konnte. Spezielle Anstriche oder zusätzliches Holz (Opferholz) sollten sie vor der Bohrmuschel schützen. Christoph Columbus verlor insgesamt auf seinen Fahren neun Schiffe an den Bohrwurm.

In der Ostsee war die Bohrmuschel eigentlich lange Zeit kein Thema. Erst mit der Klimaerwärmung und dem wachsenden Schiffsverkehr (Ballastwassertanks) wurde die Schiffbohrmuschel eingeschleppt. Hieß es Anfangs noch, dass die Muscheln im Winter absterben werden, folgte alsbald die Ernüchterung. Die Schiffsbormuschel vermehrte sich in der Ostsee prächtig. Da half auch kein kaltes Wasser im Winter und geringer Salzgehalt. 

Die folgen der Vermehrung in der Ostsee waren katastrophal. Fast überall im Ostseeraum wurden Buhnen und Stege, Dalben,  usw. aus Holz und hier speziell aus Nadelholz verwendet. Für den Schiffsbohrwurm erwies sich dies als prächtige Nahrungsquelle. So gut wie alle Anlagen wurden zerstört. Wobei man von außen den Befall recht wenig sieht, aber von innen wird das Holz durch zahllose Gänge völlig zerstört, bis es seine Funktion nicht mehr wahrnehmen kann und abbricht. Infolgedessen mussten Milliardeninvestitionen getätigt werden, um die zerstörten Anlagen wieder zu reparieren und vor einem erneuten Befall zu schützen. zunächst verwandte man dafür Tropenhölzer. diese sind sehr hart und werden vom Bohrwurm nicht oder nur wenig befallen. Wegen Problemen mit der Nachhaltigkeit und des hohen Preises nimmt man derzeit zum Buhnenbau Holz aus Eukalyptus. Im Jahre 2022 wurden vor Wustrow ein großer Teil der Buhnen durch Buhnen aus Eukalyptusholz ersetzt. 

Im Normalfall bekommt man die Schiffsbohrmuschel gar nicht zu Gesicht. Die Schale ist stark reduziert und nur etwas einen Zentimeter lang/hoch. Dafür kann der Weichkörper bis 50 cm lang werden und durchzieht damit das Holz. Wen das Holz schließlich zerbricht, sieht es dann aus wie ein Naturschwamm. Zahllose Gänge durchziehen das Holz. Die Holzbohrmuscheln raspelt die Zellulose der Holzes ab und wandelt sich dabei zu 80% in Zucker um. Nebenbei wird auch noch Plankton als Nahrung verwendet. 

Ein einziger Schiffsbohrwurm kann im Jahr bis 5 Millionen Eier erzeugen.

Die kleinen Schalen des Schiffsbohrwurm habe ich persönlich noch nie am Strand gesehen. Eigentlich findet man immer nur die Hölzer mit den charakteristischen Schadbild. Wer aufmerksam durch den Ort geht, wird dort viele alte Buhnen als Zaungrenze finden, welche wegen der Beschädigungen  herausgezogen wurden. 

Schiffsbohrwurm Pixabay 


Seepocken

Seepocken auf Treibholz

Die Seepocke ist zwar keine Muschel, sondern ein Krebstier. Da sie aber ein Kalkmantel bildet, ordne ich sie mal bei den Muscheln mit ein. Da sie in Massen aussehen, wie die Krankheit Pocken, wurden sie Seepocken getauft. 

Also die kleinen Krebse ähneln eigentlich nicht mehr dem Krebs wie man ihn so kennt. Sie heften sich in Bereich kurz unter der Wasseroberfläche an alles was ihnen irgendwie Halt bietet. Also Buhnen, Steine, Treibholz und auch der Schiffsunterboden. Bei starkem Befall kann ein  Schiff schon mal 15 Prozent mehr Kraftstoff verbrauchen. Um dieses zu verhindern, wird die Schiffsunterseite mit giftigen Farben angestrichen. Das ist ein Problem, da die Giftstoffe auch ins Meer abgegeben werden. Deshalb gibt es auch Versuche mit extrem glatten Farbanstrichen oder speziellen Folien. 

Die Seepocken ernähren sich von Plankton, welche sie aus dem Wasser filtern. Da sie oft nur kurz unterhalb der Wasseroberfläche leben, besitzen sie eine halte Kalkschale. Oben gibt es zwei bewegliche Platten, welche bei Bedarf auf- und zugezogen werden können. Das gibt ihnen Schutz, wenn durch den fallenden Wasserspiegel die Seepocken längere Zeit frei liegen. 

Die Größe beträgt in der Ostsee so maximal 1,5 cm. Sie kommt in Tiefen bis 40 Meter vor, bis hin zur Wasseroberfläche. Daher kann man daran in der Regel den normalen Wasserstand ablesen. 

Besonders zu erwähnen ist der besonders lange Penis, welcher von der Länge her (in Bezug auf die Körpergröße) einer der längsten im gesamten Tierreich ist. Er beträgt das Achtfache der Körperlänge. Das ist auch notwendig, da die Seepocken ihre Position nach dem Anheften nicht mehr wechseln können. Zum Paaren müssen sie sich also ganz lang machen und mit dem Penis ein Weibchen in der Nähe ertasten. Oft sind aber keine Weibchen in der unmittelbaren Nähe und so muss  er sich ganz lang machen, bis er eines findet. 

Gerade an Stränden mit viel alten Steinen und Buhnen sind die Seepocken schnell zu finden. Nach Stürmen findet man sie oft auch auf abgerissenen Muscheln oder Treibholz. sie haften so fest daran, dass man sie in der Regel davon nicht abbekommt. 

Gefressen werden Seepocken weniger. Seevögel picken manchmal daran herum und Seesterne vertilgen sie ebenfalls. Viel ist jedoch nicht dran und zudem sind sie ja gut geschützt. 

Seepocken an Buhnen Mehrere Seepocken auf einer Muschel Seepocken auf einem Stück Treibholz Seepocke auf einer Muschel


Welche Schnecken kann man an der Ostseeküste und speziell auf dem Fischland finden:

Gemeine Strandschnecke bzw. Große Strandschnecke (Littorina littorea):

Gemeine Strandschnecke - Ansicht von Oben

Die Gemeine Strandschnecke ist die häufigste aller Schnecken, welche in der Ostsee vorkommen. Auch sie gehören wie die Muscheln zu den Wirbellosen Tieren. Sie wird auch Gemeine Uferschnecke, Große Strandschnecke oder Spitze Strandschnecke genannt. Ihre Höhe beträgt in der Ostsee etwa bis zu 2,5 cm. Sie lebt in der Ostsee in Tiefen bis zu 15 Meter an geschützten Bereichen mit Steinen. Sehr gerne auch an Molen, Buhnenreihen oder Muschelbänken. Dort kriecht sie über den Meeresboden und frisst Algen von den Steinen und Muscheln. Für die Muscheln ist es eine große Hilfe, den lästigen Algenbewuchs loszuwerden.  

Interessant ist die Fähigkeit drei bis vier Wochen auch ohne Wasser auszukommen, indem sie sich verkapselt. Sie ist in der Lage, dann Sauerstoff aus der Luft mit speziellen Organen zur Atmung aufzunehmen. Also beim Sammeln wirklich nur die leeren Gehäuse mitnehmen. 

Wie alle Schnecken sondert sie einen Schleim ab, auf dem sie entlanggleiten kann. 

Die Gemeine Strandschnecke kann gegessen werden, dies wird an der Ostsee jedoch nicht praktiziert, jedoch in Frankreich und Gebieten der Britischen Inseln. Hier ein Rezept von Thomas Gerlach

Die Gemeine Strandschnecke findet man üblicherweise in größerer Zahl nach Stürmen am Ufersaum. Die Gehäuse scheinen jedoch nicht sehr fest zu sein, denn diese sind oft bereits kaputt. 

Gemeine Strandschnecke - zusammen mit anderen Muscheln Gemeine Strandschnecke - Unterseite der Strandschnecke


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