Das Hohe Ufer zwischen Ostseebad Wustrow und Ahrenshoop

Was ist das "Hohe Ufer"?

Das Hohe Ufer ist ein ca. 2,6 km langer hügliger Strandabschnitt zwischen Ostseebad Wustrow und Ahrenshoop. 

Lage des Hohen Ufers:

Das Hohe Ufer liegt zwischen der Farbenstation bzw. dem Strandaufgang 2 in Wustrow und dem "Weg zum Hohen Ufer" in Ahrenshoop. 

Karte vom Hohen UferLage des Hohen Ufers zwischen Wustrow und Ahrenshoop; Quelle der Karte: Google.com 

Ausgangpunkt Farbstation:

Farbstation

Google Pluscode: 994R+34 Wustrow

Google Link: https://goo.gl/maps/hsKhVaJmQDr8VUqt6

what3words: ///geblendet.pflegen.schneien

Die Entstehung des Hohen Ufers:

Vor etwa 115.000 Jahren wurde es im heutigen Ostseeraum sehr kalt. Eine Eiszeit begann sich zu entwickeln. Es bildete sich ein über 1000 Meter dicker Eispanzer, welcher vom Norden her in vier Vorstößen alles in Mecklenburg-Vorpommern platt walzte. Deshalb findet man in Mecklenburg-Vorpommern vorwiegend flaches Gelände. Allerdings schleppten die Eismassen auch allerhand Steine aus Norwegen usw. mit. Zum Teil wurden diese zu Sand zerrieben, andere aber auch nicht. An den Enden des Eispanzers wurden die mitgebrachten Steine und Erden abgelagert. Es entstanden dort hüglige Gebiete.

Im Allgemeinen wird die Landschaft einer Eiszeit als "Glaziale Serie" bezeichnet. Diese hat nach gängigen Definitionen die folgenden Bestandteile:

  • Grundmoräne
  • Endmoräne
  • Sander oder Schotterfeld
  • Urstromtal

Die Weichseleiszeit dauerte bis etwa 10.000 Jahre vor Christi. In der Folge entstanden verschiedene Seen und Meere wie den Ancylussee mit dem Baltischen Eisstausee, dem Yoldiameer und dem Littorinameer. Aus diesen bildete sich schließlich die heutige Ostsee mit dem Hohen Ufer. 

Jetziger Zustand des Hohen Ufers:

Das Hohe Ufer hat eine Länge von etwa 2,6 km. Die höchste Erhebung darauf ist der Bakelberg mit einer Höhe von 18 Meter über NHN. Er ist damit die höchste Erhebung auf dem gesamten Fischland. 

Einerseits grenzt an das Hohe Ufer die Ostsee und andererseits die Ortschaften Wustrow und Ahrenshoop (Althagen, Niehagen). Die Höhe an der Wasserkante reicht von 1 Meter bis ca. 12 Metern. 

Die Uferkante des Hohen Ufers ist einer ständigen Erosion unterworfen und das Erscheinungsbild ändert sich dadurch ständig. Folgende Erosionsarten tragen wesentlich zur Abtragung bei: 

  • Erosion durch Wellenschlag der Ostsee
  • Erosion durch Regenwasser
  • Erosion durch starke Winde
  • Erosion durch Frost
  • Erosion durch Uferschwalben
  • Erosion durch den Menschen verursacht

Auf der Seeseite gibt es im höheren Bereich des Hohen Ufers keinerlei Buhnen oder Befestigungen. 

Was kann man am Hohen Ufer entdecken: 

Achtung: Ein großer Teil des unteren und oberen Hohen Ufers ist wegen Abbruchgefahr gesperrt. Bitte die aktuellen Aushänge und Verbotsschilder, sowie Zäune beachten!

Unten am Hohen Ufer:

Der untere Teil des Hohen Ufers ist sehr interessant für geologisch Interessierte. Zum einen findet man hier Unmengen von Steinen. Diese fallen frisch aus den Abbruchkanten des Hohen Ufers heraus.

Steinfeld Granite und Flintsteine

Die Wahrscheinlichkeit ist hier sehr hoch, interessante Steine und versteinerte Fossilien/Muscheln zu finden. Da es in diesem Gebiet auch steinzeitliche Siedlungen gab, besteht auch die Möglichkeit Dinge wie Speerspitzen, Faustkeile usw. zu finden. 

Auch viel Holz gibt es hier. Wenn das Wasser Büsche und Bäume holt, werden diese vom Meer zerkleinert und vom Salzwasser gebleicht. 

Holz am Hohen Ufer

Aber auch ein Blick auf das Hohe Ufer von unten ist sehr interessant. So sieht man richtige Kreideeinschlüsse, findet Ton und Lehm sowie verschiedene Sande.

Kreideader Lehm Tonboden

Ganz oben an der Kante sieht man die Löcher der Uferschwalben, welche im Sommer dort geschäftig hin und her fliegen. 

Uferschwalben Löcher

Das Wasser ist sehr klar und man sieht dort auch mächtige Findlinge im Wasser liegen. Diese hat die Eiszeit aus dem hohen Norden mitgebracht. 

Außerdem befinden sich im Wasser und an der Abbruchkante noch Bunkerreste der ehemaligen NVA-Radarstation. Da weitere jederzeit abstürzen können, ist dieser Strandabschnitt gesperrt. Diese Warnung sollte man ernst nehmen!

Bunker am Hohen Ufer in Ostseebad Wustrow auf dem Fischland

Früher gab es auch noch Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese wurden aber vor einiger Zeit beräumt. Trotzdem besteht die Möglichkeit, noch alte Munition zu finden. Also bitte nicht auf alten Eisen herumhämmern, denn es könnte eine Granate sein. 

Oben auf dem Hohen Ufer:

Am oberen Teil des Hohen Ufers führt ein wunderschöner Wanderweg (Radweg) entlang, auf dem man bis nach Ahrenshoop fahren kann. Ich glaube, das Schönste auf diesem Weg ist die tolle Aussicht auf die Ostsee.

Hohes Ufer von oben Blick in Richtung Wustrow Hohes Ufer oben Radweg

Aber auch hier gilt äußerste Vorsicht, nicht zu weit an die Abbruchkante des Hohen Ufers gehen. 

Warnung: Die Kante der Hohen Ufers bricht ständig neu ab. Niemals direkt bis zur Abbruchkante des Hohen Ufers gehen, da diese bereits überhängen kann. Betritt man diesen Abschnitt, bricht die Kante sofort ab. 

Der Bakelberg:

Eine sehr schöne Rundumsicht hat man auf dem Bakelberg. Hat man es geschafft, die 18 Meter zu erklimmen, dann kann man 360 Grad in die Ferne schauen. Für ein längeres Verweilen lädt eine Bank zum Sitzen ein. Man sieht die Ostsee, den Bodden, die Dörfer und die Felder mit Korn. 

Blick zum Bakelberg Auf dem Bakelberg Blick vom Bakelberg

Wunderschöne Natur:

Ansonsten gibt es viel Natur zu bewundern. Direkt am Hohen Ufer gibt es einen Streifen mit Hecken und Bäumen. Hier kann man sehr viel Vögel sehen und vor allem hören. Die Rosenhecken duften intensiv. Auf den Feldern gedeiht Korn und Raps sowie viele Wiesenblumen.  

Hohes Ufer Schutzwald Kartoffelrosen

Hohes Ufer historisch: 

Zu jeder Zeit empfanden die Menschen das Hohe Ufer als etwas Besonderes. Bereits zur Steinzeit siedelten dort Menschen. Es gibt aus dieser Zeit viele steinzeitliche Funde. Allerdings sind die betreffenden Teile des Hohen Ufers bereits im Meer versunken. 

Auch zu späteren Zeiten hatte das Hohe Ufer eine große Bedeutung, vorwiegend hinsichtlich der Beobachtung des Seeraums. 

Mit dem Aufkommen der Fotografie und der Ansichtskarten wurde auch das Hohe Ufer zum viel fotografierten Motiv. Damit die schöne Landschaft nicht zu schnell verschwindet, wurden umfangreiche Befestigungsanlagen im Wasser und am Ufer gebaut. Davon ist heutzutage nicht viel mehr übrig geblieben. 

Wustrow Hohes Ufer um 1905  Buhnen am Hohen Ufer 1909

Zukunft des Hohen Ufers:

Die Zukunft des Hohen Ufers ist eindeutig. In etwa 150 Jahren wird es das Hohe Ufer nicht mehr geben. Der jährliche Abgang durch Erosion beträgt etwa 1 bis 1,5 Meter. Die Entfernung bis zum Bakelberg beträgt derzeit etwa 178 Meter. Danach geht es bergab. Möglich, dass es mit der zunehmenden Klimaerwärmung auch noch schneller geht. 

Um die Abtragung zu verlangsamen (verhindern kann man sie nicht), müssten umfangreiche Küstenschutzmaßnahmen getroffen werden. Zu Vorkriegszeiten gab es umfangreiche Buhnensysteme und zu DDR-Zeiten war auch am Hohen Ufer ein Wellenbrecher wie vor der Seebrücke geplant. Verwirklicht wurde dieser aber nicht. In der Folgezeit wurden jegliche präventive Schutzmaßnahmen für dieses Gebiet abgelehnt. 

Mit diesem Thema beschäftigt sich intensiv die "Interessengemeinschaft Hohes Ufer e.V.". 

 

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